Deutschland, dein Alltag - Teil 1: Ein Kaffee, die Sonne – und der Gedanke, ob ich hier sterben könnte
Es ist halb neun morgens. Die Sonne scheint. Ich habe mir beim Bäcker einen Kaffee geholt, ein kleines Frühstück, und mich vor dem Supermarkt auf eine der Bänke gesetzt. Einfach mal den Moment genießen. Ich beobachte die Leute, wie sie in den Laden rein- und rausgehen. Nebenbei arbeite ich an meinem neuen Blogbeitrag. Beziehungsweise: Ich feile noch am letzten. Ein paar Anpassungen, ein paar Gedanken, die raus müssen. Es läuft. Fast idyllisch.
Und dann heult plötzlich ein Motor auf.
Nichts Besonderes, erstmal. Ein Typ meint halt, er müsste wie ein Geisteskranker vom Parkplatz losknallen. Laut, unnötig, nervig. Und trotzdem war er plötzlich da, dieser Gedanke:
"Was, wenn der nicht nur losfährt, sondern voll durchzieht – direkt hierher? Hätte ich überhaupt eine Chance?"
Und ich sag dir ganz ehrlich: Nein, hätte ich nicht. Ich sitze eingeklemmt auf einer Holzbank mit festem Tisch davor. Rechts und links direkt andere Sitzgruppen. Keine Chance aufzustehen oder zur Seite zu springen, wenn da einer mit Karacho in die Sitzfläche knallt. Mit dem richtigen Wagen, ein bisschen Anlauf (und den hat man hier – locker 50 Meter), kann man hier mit 80, 100 Sachen reinbrettern. Und wenn dann gerade viele Leute draußen sitzen – zur Stoßzeit, Bäckertüte in der Hand, Kaffee im Becher – erwischt der locker 10 bis 15 Leute auf einen Schlag.
Was zur Hölle ist das eigentlich für ein Gedanke?
Früher hätte ich das nicht mal gedacht. Da hätte ich mich einfach hingesetzt, gegessen, geschrieben, weitergemacht. Heute? Heute sitze ich da, beobachte die Umgebung, höre auf Geräusche, mustere Autos. Ich bin kein paranoider Typ. Aber ich bin Realist. Und die Realität hat sich verändert.
Wir leben in einem Land, in dem so ein Gedanke ganz normal geworden ist. Wo man sich nicht mehr fragt, ob etwas passiert – sondern wann.
Und das Tragische ist: Man stumpft ab. Man denkt kurz drüber nach – und dann? Dann macht man weiter. Isst sein Brötchen, schlürft den Kaffee, schreibt seinen Blogbeitrag fertig.
Aber dieser eine Gedanke bleibt. Und er sagt mehr über den Zustand dieses Landes aus als jede Talkshow, jede Zeitung oder jede politische Rede.