Mitten im Leben - Teil 5: Sozial nur für sich – Wenn Gerechtigkeit zur Selbstbedienung wird

Mitten im Leben - Teil 5: Sozial nur für sich – Wenn Gerechtigkeit zur Selbstbedienung wird


Warum der neue Sozialismus oft nur bis zur eigenen Gehaltsklasse reicht

Manche Menschen reden gerne von Gerechtigkeit. Von Solidarität. Von Gleichheit.
Von „denen da oben“ und „den Abgehängten“.
Und es klingt auch erstmal alles nobel.
Bis sie selbst ein kleines Stück weiter oben stehen.

So wie mein Arbeitskollege.
Früher war er wie ich. Kommissionierer. Schichtarbeiter. Links eingestellt.
SPD-Wähler – nicht radikal, aber fest überzeugt, dass man die Armen unterstützen muss.
Dass Reichtum gefährlich ist. Und dass Kapitalismus ungerecht ist.

Soweit, so okay. Ich hab da kein Problem mit. Jeder soll wählen, was er will.
Nur – der Mensch zeigt seinen wahren Charakter, wenn er plötzlich Macht bekommt.



Die Beförderung – und das plötzliche Umdenken

Dann wurde er Schichtführer.
Eine kleine Beförderung, ein paar hundert Euro mehr, ein bisschen Autorität.

Und plötzlich? War alles anders.

Jetzt war er nicht mehr Teil „der Kleinen“.
Jetzt war er „mittendrin“.
Jetzt musste man die da unten plötzlich mit Argwohn betrachten.
• Bürgergeldempfänger? „Faules Gesocks.“
• Kollege mit Rückenproblemen? „Der simuliert nur.“
• Leute, die Kritik äußern? „Die sollen froh sein, dass sie überhaupt hier arbeiten dürfen.“

Und ich?
Ich investiere in Aktien. Ich versuche, mir eine finanzielle Zukunft aufzubauen.
Ich spare. Ich denke langfristig. Ich gehe Risiken ein.
Und was sagt er?

„Wegen Leuten wie dir geht die Welt den Bach runter.“
„Du bist doch nur ein weiterer Ausbeuter.“
„Du profitierst von Armut.“



Hallo? Ich bin nicht BlackRock. Ich bin Torsten.

Weißt du, es ist ja schon fast niedlich.
Da glaubt jemand wirklich, dass ich – weil ich 100 oder 200 Aktien von irgendeinem Unternehmen halte –
Einfluss auf weltweite Produktionsbedingungen habe.

Ich investiere in Firmen, weil ich später von Dividenden leben will.
Nicht, weil ich Lust hab, die Welt auszubeuten.
Und selbst wenn ich wollte – ich hätte gar keinen Einfluss.

Kein Vorstand interessiert sich dafür, was ich denke.
Ich kann noch nicht mal zur Hauptversammlung fahren, weil ich Schicht hab.
Und trotzdem bin ich plötzlich „Teil des Problems“?



Sozial nur bis zur eigenen Türschwelle

Weißt du, was mich an Leuten wie ihm so ärgert?

Dass sie immer nur genau das „sozial“ finden, wovon sie selbst gerade profitieren.
• Als Kommissionierer: „Die da oben sind das Problem.“
• Als Schichtführer: „Die da unten sind faul.“
• Und dazwischen? „Ich bin der gerechte Mittelpunkt.“

Das ist keine Gerechtigkeit.
Das ist kein soziales Denken.
Das ist Opportunismus in Sozialromantik eingewickelt.



Solidarität ist keine Einbahnstraße

Ich helfe gerne. Ich bin kein Egoist.
Aber ich helfe Leuten, weil ich will – nicht, weil sie sich moralisch über mich stellen.
Und ganz sicher lasse ich mir nicht von jemandem erklären, was gut und böse ist,
der vor drei Jahren noch selber im Dreck stand
und heute auf einmal meint, über alles urteilen zu dürfen.

Wer Solidarität wirklich ernst meint, bleibt Mensch – egal ob unten, oben oder in der Mitte.
Wer sie nur nutzt, solange es ihm hilft – der ist kein Sozialist. Der ist ein Selbstdiener.



Fazit: Politik ist egal – Charakter ist alles

Mir ist egal, ob jemand links, rechts oder irgendwas dazwischen wählt.
Mir ist nicht egal, wenn jemand über andere richtet –
nur weil er selbst eine kleine Stufe höher steht.
Oder weil er glaubt, er hat die Moral mit Löffeln gefressen.

Ich bin ein einfacher Arbeiter mit kaputtem Knie, Schichtarbeit, 90 Minuten Fahrt pro Tag.
Ich investiere in Aktien, weil ich mich nicht auf andere verlassen will.
Und ich verdiene keinen einzigen Vorwurf – nur weil ich versuche, was aus meinem Leben zu machen.

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